Als Deutscher Medizin in Österreich studieren

In den letzten Jahren wurde Österreich zunehmend beliebter bei deutschen Studierenden, nicht zuletzt, weil man ohne Numerus clausus Medizin studieren kann – die Abiturnote wird bei der Zulassung nicht berücksichtigt, sondern das Ergebnis eines Aufnahmetests entscheidet. Weitere Vorteile und alle Informationen rund ums Medizin-Studium als Deutscher in Österreich, findest du in diesem Artikel.

5 Gründe, warum Deutsche in Österreich Medizin studieren

  1. Kein Numerus Clausus

Wie bereits eingangs beschrieben, bietet das Studium der Medizin in Österreich einen großen Vorteil gegenüber dem in Deutschland: es gibt keinen Numerus clausus (NC). Während in Deutschland ein Abiturnotenschnitt von 1,0 erbracht werden muss, um sich für das Medizinstudium zu qualifizieren, entscheidet in Österreich ein Auswahltest – die besten werden zugelassen.

  1. Keine Studiengebühren

An staatlichen medizinischen Universitäten müssen Studierende, die die vorgesehene Mindeststudiendauer um nicht mehr als zwei Semester überschreiten, keinen Studienbeitrag zahlen. Sollte man doch länger brauchen, wird ein halbjährlicher Studienbeitrag von € 363,36 fällig. Unabhängig von der Studienzeit, zahlen alle Studierenden den ÖH-Beitrag von € 20,20 pro Semester, der zugleich eine Unfallversicherung beinhaltet. Anders sieht es hier jedoch bei den privaten Universitäten aus, die zwischen € 8.000,- und € 15.000,- pro Semester verlangen.

  1. Keine Sprachbarriere

Das Medizinstudium ist ohnehin ein anspruchsvolles Studium, das das Erlernen vieler medizinischer Vorgänge und Fachbegriffe erfordert. Dass man sich diese dann nicht in einer zusätzlichen Fremdsprache aneignen muss, sondern Lehr- und Fachbücher in deutscher Sprache herangezogen werden können, ist ein weiterer Pluspunkt.

  1. Gute Lebensbedingungen

Nicht ohne Grund landet Österreich bei Studien der Lebenszufriedenheit regelmäßig auf einem Stockerlplatz – das Angebot an Natur, Kunst und Kultur, leistbarem Wohnraum und leckerem Essen überzeugt. Bereits zum 10. Mal in Folge, erhält Wien den 1. Platz im Ranking der lebenswertesten Stadt der Welt von Mercer. Österreich ist ein sicheres und sauberes Land und, auch wenn der Dialekt anfangs gewöhnungsbedürftig sein mag, lernt man die Gemütlichkeit der Österreicher bald zu schätzen.

  1. Anerkennung des Abschlusses in Deutschland

Insgesamt ist das Medizin-Studium dem in Deutschland sehr ähnlich, auch das Universitätssystem ist vertraut und macht die Eingewöhnung leichter. Besonders erfreulich ist außerdem, dass der Abschluss des Medizin-Studiums in Österreich ebenso in Deutschland anerkannt wird.

Wo kann man in Österreich Medizin studieren?

Während man in Deutschland an 38 Fakultäten Medizin studieren kann, so gibt es in Österreich 4 staatliche Universitäten und drei private. Bei den staatlichen Universitäten an den Standorten in Wien, Innsbruck und Graz, handelt es sich um reine medizinische Universitäten. Die JKU Linz bietet als erste Universität Österreichs das Studium der Humanmedizin im Bachelor-Master-System an, in Kooperation mit der Medizinischen Universität Graz. Die ersten vier Semester werden in Graz absolviert, ab dem 5. Semester verbringt man die restliche Zeit bis zum Abschluss in Linz.

Staatliche medizinische Universitäten in Österreich:

Private Universitäten:

Dauer des Medizinstudiums in Österreich

Sowohl das Studium der Humanmedizin als auch der Zahnmedizin dauert jeweils 12 Semester. Während das Studium an der Med Uni Wien, Med Uni Innsbruck und Med Uni Graz als Diplomstudium geführt wird, unterteilt es sich an der JKU Linz in ein 6-semestriges Bachelor- und ein anschließendes 6-semestriges Masterstudium. In beiden Fällen schließt man mit „Dr. med. univ.“ ab.

Wie kann man als Deutscher in Österreich Medizin studieren?

Voraussetzung für die Zulassung zu einem Medizinstudium in Österreich, ist der erfolgreiche Abschluss des Abiturs (in Österreich: Matura). Dieser berechtigt zur Teilnahme am jährlich stattfindenden Auswahltest, dessen Ergebnis über die Zulassung zum Studium entscheidet. Aufgrund der bereits erwähnten Vorteile eines Medizin-Studiums in Österreich, nimmt auch der Andrang deutscher Studierender für die verfügbaren Studienplätze und somit die Teilnahme beim Aufnahmetest stetig zu. In den letzten Jahren nahmen bereits mehrere tausend Deutsche am Medizin-Aufnahmetest für österreichische Universitäten teil.

Der Medizin-Aufnahmetest – MedAT

Der MedAT findet jedes Jahr im Juli statt und gliedert sich in den Auswahltest für Humanmedizin (MedAT-H) und den für Zahnmedizin (MedAT-Z). Die Anmeldefrist für die Online-Anmeldung endet im März; die Kosten von € 110 für den Test sind überschaubar.

Wichtig ist zu wissen, dass der Aufnahmetest an allen österreichischen medizinischen Universitäten gleichzeitig stattfindet. Du kannst dich somit nur für einen Standort anmelden – die Studienplatzvergabe erfolgt dann auch nur für diese bestimmte Universität.

Was wird beim MedAT geprüft?

Die Fragen beim MedAT-H (Humanmedizin) teilen sich in folgende Themengebiete:

  • Basiskenntnistest für Medizinische Studien – Biologie, Physik, Chemie, Mathematik (40%)
  • Textverständnis (10%)
  • Kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten (40%)
  • Sozial-emotionale Kompetenzen (10%)

Der MedAT-Z (Zahnmedizin) unterscheidet sich nur geringfügig:

  • Basiskenntnistest für Medizinische Studien – Biologie, Physik, Chemie, Mathematik (40%)
  • Manuelle Fertigkeiten (20%)
  • Kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten (30%)
  • Sozial-emotionale Kompetenzen (10%)

Diese Tests sind sehr schwer, weshalb man um eine gute Vorbereitung nicht herumkommt. Es gibt bereits eine Vielzahl an Lehrbüchern, die speziell auf den MedAT abgestimmt sind: Zur Übersicht der empfohlenen Vorbereitungsbücher

Wie verläuft die Studienplatzvergabe?

Diejenigen, die am besten beim MedAT abschneiden, bekommen einen Studienplatz angeboten. Nachdem der Andrang nicht-österreichischer Teilnehmer so stark gestiegen ist, wurde eine Quotenregelung an österreichischen medizinischen Universitäten beschlossen. Somit werden die Studienplätze wie folgt vergeben:

  • 75% Österreicher (Österreicherquote)
  • 20% andere EU-Bürger
  • 5% Nicht-EU-Bürger

Wie viele Studienplätze gibt es an österreichischen medizinischen Universitäten?

Universität Humanmedizin Zahnmedizin
Medizinische Universität Wien 660 40
Medizinische Universität Graz 336 24
Medizinische Universität Innsbruck 360 40
Johannes Kepler Universität Linz 120 0

 

Ablauf des Medizin-Studiums in Österreich

Wie bereits erwähnt, dauert das Diplomstudium der Human- bzw. Zahnmedizin 12 Semester, welche sich wiederum in drei Studienabschnitte gliedern:

  • Studienabschnitt: 4 Semester
  • Studienabschnitt: 6 Semester
  • Studienabschnitt: 2 Semester

Zu Beginn des Studiums, finden verpflichtende Veranstaltungen der sogenannten Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) statt – die Prüfungen müssen bis Ende des ersten Semesters bestanden werden, um das Studium fortsetzen zu dürfen. Besteht man nicht, wird man vom Studium ausgeschlossen.

Zum Abschluss des Studiums – nach erfolgreich verfasster Diplomarbeit und bestandener Diplomprüfung – erhält man den Titel „Dr. med. univ.“.

An der Johannes Kepler Universität Linz gliedert sich das Medizinstudium in ein 6-semestriges Bachelorstudium und ein 6-semestriges Masterstudium. Nachdem man beide Prüfungen erfolgreich absolviert hat, schließt man ebenso mit dem Titel „Dr. med. univ.“ ab.

Für erbrachte Leistungen – Veranstaltungen, Seminare, Kurse – erhält man, wie in Deutschland, ECTS-Punkte. Während des Studiums werden 12 Wochen Famulaturen absolviert.

Das Studienjahr beginnt immer am 1. Oktober; das erste Semester endet am 31. Januar. Der Februar ist komplett frei, bis das zweite Semester dann von 1. März bis Anfang Juli läuft, mit drei Wochen Osterferien dazwischen.

Wird das österreichische Medizinstudium in Deutschland anerkannt?

Ja. Wie bereits erwähnt, kann man als Absolvent/in einer österreichischen medizinischen Universität ohne weiteres in Deutschland tätig werden – der Abschluss wird vollständig anerkannt.

Fazit

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Medizinstudium in Österreich für Deutsche eine gute Alternative darstellt. Zwar gibt es keinen Numerus Clausus, allerdings muss man für den Aufnahmetest viel lernen, um gut genug abzuschneiden. Studiengebühren gibt es keine, der Lebensstandard in Österreich ist sehr hoch und die Sprache stellt auch keine Hürde dar. Mit einem Anteil der Studienplätze von 20% für nicht-österreichische EU-Bürger, besteht durchaus eine Chance der Zulassung. Nach 12 Semestern des Medizin-Studiums steht einer Arbeit in Deutschland nichts im Wege – vorausgesetzt, man kann dann noch auf die gemütliche Art und den Dialekt der Österreicher verzichten.

Zur MedAT Terminübersicht | Zur Bücherliste für die Vorbereitung